19November
2019

Rückblick

Es ist nun einige Zeit vergangen und ich möchte zurückblicken auf die Zeit in Ghana.

Die Menschen

Es war eine zwar kurze, aber dennoch sehr lehrrreiche Zeit dort. Nicht nur in der Klinik, sondern auch in meiner Gastfamilie und allgemein mit den Menschen dort. Dort wird anders gelebt. Viel lockerer und unbeschwerter. Trotz weniger Luxus, weniger Geld und manchmal weniger Essen. Aber die Menschen sind sich wesentlich Näher. Hier hat Familie auch nochmal einen ganz anderen Stellenwert als bei uns in Deutschland.

Die Natur

Ghana hat eine wunderschöne Natur. Fast überall sieht es nach Regenwald aus. Alles wächst und gedeiht und ist grün. Dafür regnet es sehr häufig und... einfach plötzlich :) Aber das ist hier nicht schlimm. Da gewöhnt man sich sehr schnell dran. Und zur Not kann man überall unter kommen, sogar mittem im Busch :)

Medizin

Medizinisch betrachtet muss man sagen, ist es natürlich vollkommen anders als in Deutschland oder allgemein in Europa. Das war schon vorher klar. Medizin ohne die ganzen Gerätschaften ist doch nochmal eine andere Herausforderung. Aber sehr spannend! Hier kann man extrem viel lernen. Patienten wirklich mal richtig untersuchen, beobachten, mit ihnen sprechen. Eine Visite von 5 Stunden bei ca. 30 Patienten sagt da denke ich sehr viel aus. Hier wird der Mensch noch als Ganzes gesehen. Nicht nur seine Erkrankung, sondern auch seine sozialen Probleme werden beleuchtet. Die Zeit hier dabei zu stehen war zu Beginn wirklich anstrengend, aber am Ende hatte ich mich gut daran gewöhnt. Stattdessen hat mir wirklich gefallen, wie sehr man hier auf die Patienten eingeht und die komplette Akte durcharbeitet. Jeden Tag aufs Neue.Das habe ich so in der Art auch noch nicht gesehen. Mit dem kompletten Team der Abteilung dabei, sofern dies machbar war. Was absolut nicht gut ist, sind die finanzielle Lage der Krankenhäuser und die schlechte Übernahme der Kosten durch die Krankenversicherung. Hier sollte durch den Staat auf jeden Fall einiges geändert werden. Man merkt jedoch, dass daran gearbeitet wird. Hier dürfte die nächsten Jahre noch viel passieren.

Das Essen

Das Essen in Ghana ist unglaublich lecker! Ich hatte nur 1-2 Gerichte, die ich nicht so sehr mochte, aber alles andere war extrem gut. Ich habe mir einige Rezepte aufgeschrieben. Also wer mal Lust auf ghanäisch hat, darf sich gerne melden :) Jedoch sollte jeder, der mal nach Ghana reist vorsichtig sein, denn sehr häufig ist es unglaublich scharf! Teilweise schärfer als in Thailand!!! Ach und.. .es wird meist mit den Händen gegessen :)

Finanziell

Ghana ist sehr günstig. Man kann hier mit sehr wenig Geld sehr viel erreichen. Ob Unterkunft, Transport oder Verpflegung. Alles gar kein Problem!

Würde ich es wieder tun?

Ja, auf jeden Fall! Ghana ist wirklich ein tolles Land und absolut zu empfehlen! Wer also mal hin möchte darf sich auch hier gerne melden. Ich vermittel auch gerne. Auch heute noch telefoniere ich häufig mit Derrick und auch viele andere melden sich bei mir. Die Kontakte sind da.

Was ist mit dem gesammelten Geld passiert?

Da ich apprubt meine Reise abbrechen musste, kam ich leider nicht mehr dazu alles einzusetzen. Jedoch, keine Panik, gibt es bereits Pläne was damit passieren soll. Was wurde bisher verbraucht:

Von den gesammelten 925 Euro sind insgesamt 589,49 € ausgegeben. Dieses Geld wurde eingesetzt für:

Transportkosten von 80 kg Extra-Gepäck, 2 Pakete a 10 kg per Post nach Ghana, Medizinisches Equipment bestellt auf Amazon und bei Helbig.de, Hygiene- Artikel gekauft in Ghana und Steuern bei der Einfuhr des Materials.

An Gerätschaften habe ich angeschafft: 2 Pulsoxymeter, 2 Otoskope, 2 Reflexhammer, 6 Pupillenleuchten, 2 Absaugpumpen, 4 Beatmungsbeutel, 1 Intubationsset und viele weitere Verbrauchsmaterialien.

Was passiert mit dem restlichen Geld?

Das Geld, was noch übrig bleibt, wird noch ein wenig angespart, sodass wir demnächst für die Klinik in Koforidua ein EKG-Gerät kaufen können. Dieses hat einen eingebauten Defibrillator, Pulsoxymeter und eine Blutdruckmessung. Dieses Gerät kostet gebraucht aus der USA ca. 600 Euro. Hierfür sammeln wir noch. Sobald das Geld da ist wird es bestellt und direkt nach Ghana gesendet.

 

Wenn ihr noch Fragen habt, dürft ihr gerne weiter kommentieren oder mir auch so gerne schreiben.

Auch für diejenigen unter euch mit medizinischen Kenntnissen, die überlegen mal nach Afrika zu reisen um dort Erfahrung zu sammeln, eventuell ein paar Wochen zu arbeiten, dürfen sich auch gerne bei mir melden. Egal ob Medizinstudent, Krankenschwester, Physiotherapeut, Arzt oder Rettungsdienstler... wer Interesse dran hat - einfach bescheid geben. Und keine Angst wegen zu geringer Englischkentnisse! Das geht echt problemlos dort :)

Ich danke euch auf jeden Fall für das fleißige Mitlesen und die Geduld am Ende.
Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich so apprubt nicht mehr geschrieben habe, dies hatte jedoch Gründe mit denen ich nicht gerechnet habe.

Insgesamt wurde die Seite 1500 mal bisher aufgerufen. VIelen Dank dafür!!! Oder ... Medaase!!! :)

 

Bis bald - vielleicht zur nächsten Reise

23Sept
2019

Letzter Tag in Ghana

Heute war der letzte Tag. Die Stimmung noch mehr am Boden, aber noch viel zu tun. Wir fuhren recht früh morgens in das Krankenhaus in Kukurantumi. Dort sprachen wir mit allen, von Operation Manager, über die Ärzte Dr. Krah, Dr. Debrah und Michael. Alle waren sichtlich betroffen und auch sehr traurig, dass ich schon gehen muss. Ich übergab noch einiges an Material, was noch für die Klinik bestimmt war. Ich verabschiedete mich von allen. Die halbe Klinik kam zusammen um "tschüss" zu sagen. Ich fing fast schon an zu heulen, trotz der kurzen Zeit. Aber es waren einfach alle so lieb. Dr. Krah schenkte ich einen neuen Reflexhammer (seinen hatte er mal verloren). Michael bekam einen Kasack von mir (durch ihn bekam ich zuvor einen original ghanäischen Arzt - Kasack). Dr. Debrah bekam von mir ein deutsches Buch "Allgemeinmedizin". Er freute sich riesig und wollte von mir eine Widmung. Ich schrieb ihm sowas wie "Für den coolsten, lustigsten und brilliantesten Arzt in Ghana..." Ich schrieb es auf Deutsch. Er las es und fing laut an zu lachen und bedankte sich. Einfach ein toller Typ!

Von Links nach Rechts:

Der Schulmanager, ich, Dr. Debrah, Dr. Krah, Derrick, Michael und eine der Krankenschwestern

Nach der langen Verabschiedung (wir waren ca. 2 Stunden beschäftigt) holte ich mir hinter der Klinik nochmal das leckere Waakye.
Danach fuhren wir zurück nach Koforidua, trafen Natalia und kauften ein wenig ein. Kingsbite, Fried Plantain, Tigernuts... leckere Sachen :)

Derrick schenkte mir für Levin noch ein paar ghanäische Festanzüge und bekam ein traditionalles Shirt und eine Tasche. Auch Shea-Butter bekam ich einiges mit.

Er begleitete mich noch nach Accra. Dort kamen wir gegen Abend an und gingen noch auf einen Markt wo ich noch ein paar Schnitzereien und traditionelle Musikinstrumente für Levin mitnahm.

Natürlich ging dann meine Kredikarte nicht und ich hatte erstmal riesen Probleme. Bei der dritten Bank konnten wir dann alles klären und fuhren zum Flughafen. Dort verabschiedeten wir uns, standen beiden den Tränen nahe. Es war viel zu kurz, viel zu unwirklich und so einfach nicht geplant. Aber es ging nicht anders. Das tat weh.

Als ich bereits schon durch den Check In durch war und nun die Taschenkontrolle anstand, bemerkte ich in meiner Hosentasche noch das Pfefferspray. Sofort wurde mir etwas mulmig und ich berichtete sofort der Beamtin meinen Fehler. Diese verstand gar nicht was los war und wusste nicht mal was ein Pfefferspray ist. Fragte mich wofür man das benutze. Ich meinte dann für böse Hunde, wenn die einen beißen wollen und meinte, dass ich das ja nicht mitnehmen dürfe. Sie fing an zu grinsen und meinte, ob es denn gut sei und helfe. Ich bejate. Sie bedankte sich und stecke es ein. Kein Kommentar^^

Beim Boarding blinkte plötzlich bei meiner Passkontrolle das Gerät rot auf. Ich dachte mir schon "naaa klasse, jetzt auch das noch, war ja klar." Ich wurde von einem Herrn in Anzug auf die Seite gebeten. Mir wurde mitgeteilt, dass ich ein Upgrade bekomme in die Business-Class. Ich war verwirrt. Man wollte nur noch mein Ticket neu ausstellen. Also ging ich im Flieger statt nach rechts, nach links. Dort mit 2 anderen in einer riesen Business-Class wurde mir direkt Champagner angeboten. Nach den letzten 2 Horror-Tagen mit einer Gefühlsachterbahn sondergleichen war dies ein kurzer Moment von Glück. Ich musste ein wenig schmunzeln. Nach einem Rotwein und einem Triple Malt Whiskey schaute ich einen Film und schlief (im Liegen mit Kissen und Decke!!!) ein.

Wieder zurück in Deutschland fing mich die Realität dann wieder ein...

22Sept
2019

Das Waisenhaus

Nachdem ich den Samstag einigermaßen hinter mich brachte, ging der Sonntag los mit Sport. Ich versuchte meine Gedanken so weit es geht wegzuschieben. Nach 3 Stunden war ich ausgepowert. Die Stimmung im Haus war sehr schlecht. Natürlich wegen mir. Keiner war böse auf mich oder so. Es waren nur alle sehr traurig über die Situation und dass ich gehen muss. Ich fragte Derrick, ob es möglich wäre noch eines der Waisenhäuser zu besuchen. Hier hatten wir eigentlich mehrere Aktionen geplant und ich hatte auch Sachen aus Deutschland mitgenommen (Stifte, ein paar Gummibärchen, Puzzle usw). Er telefonierte ein wenig und wir machten uns mit 2 großen Taschen auf den Weg. Nach ca. 1,5 Stunden durch die Prärie kamen wir dort an.

Uns liefen sofort Kinder entgegen und freuten sich. Uns wurden die Taschen abgenommen und wir wurden zu einem überdachten Rondell geführt. Dort kamen dann viele Kinder zusammen und der Gründer des Waisenhauses. Wir sprachen mit ihm, die Kinder saßen gespannt daneben. Ich erfuhr, dass vor ein paar Jahren 3 Holländer vorbeikamen und einfach mehrere große Häuser bauten für die Kinder. Hier wohnen sie jetzt, essen, schlafen, spielen, gehen zur Schule. Der Staat finanziert hier kaum etwas. Das Essen bauen sie komplett selbst an, die Lehrer sind ehemalige Schüler. Gesundheitsfürsorge gibt es keine. Es gibt einen Raum mit ein bisschen Verbandsmaterial. Alle paar Wochen kommt mal eine Krankenschwerster vorbei. Wir fragten den Leiter nach aktuellen Blessuren und Leiden bei den Kids. Derrick erklärte, dass ich eine medizinische Ausbildung hätte und auch einiges an Material dabei. Der Leiter schaute sich um, sagte ein paar Sachen in einer der Landessprachen und plötzlich kamen aus allen Ecken immer mehr Kinder gelaufen. Sie setzten sich brav auf Tische, Bänke und Stühle. Ich setzte mich ebenfalls an einen Tisch, packte mein Equipment aus. DIe Kids waren total gespannt, was nun passiert. Ein Kind nach dem anderen kam zu mir, zeigte mir Wunden, entzündete Augen, Ohren und was man sich eben noch so vorstellen kann. Ich versuchte so gut es geht zu die Problemchen zu behandeln, Ratschläge und Tipps zu geben so gut es geht.

Es war ein doch erlebnisreicher Tag trotz getrübter Stimmung. Die Kids waren happy und sehr dankbar, dass endlich mal jemand nach Ihnen geschaut hat. Man merkte jedoch sehr, dass sie das nicht gewohnt waren. 

21Sept
2019

Alles kam anders...

Hallo ihr Lieben,

es tut mir total leid, dass ich so lange nicht geschrieben habe.. viele von euch haben darauf gewartet.

Am 21.11. hat sich mein Leben leide radikal geändert. Danach hatte ich leider nicht mehr die Kraft hier etwas zu schreiben. Da sich viele von euch gewünscht haben, dass ich dennoch von meinen letzten Tage berichte tue ich das nun hier, nachdem es mir zumindest ein wenig besser geht - wenn auch nicht gut.

Da ich an diesem besagten Tag gegen Mittag eine Nachricht von zu Hause bekam, die mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat, war an diesem Tag in Ghana nichts mehr wie es sein sollte. Wir hatten geplant uns mit anderen Würdenträgern zu treffen, um verschiedene Projekte zu planen. Dies haben wir dann abgesagt und ich habe nach der Umbuchung meiner Tickets geschaut. Nach einigen Gesprächen mit Derrick und dem anderen CEO der Organisation war klar, dass ich gehen werde. Ich bekam meine Rückflugtickets für Montag. Für diesen Tag war erstmal nichts anderes möglich. Abends wollten wir auf ein kulturelles Festival. Auch das sagte ich zunächst ab. Ich hatte mich in mein Zimmer verzogen und wollte mit niemandem mehr sprechen.

Sehr spät am Abend kam ich raus und ging nocheinmal zu Derrick, er war ebenfalls schon etwas betrübt über die Situation. Ich fragte ihn, ob es noch möglich wäre auf das Festival zu gehn. Also planten wir kurz wie wir dorthin kommen und ich kontaktiere noch Natalia aus Kolumbien, ob sie mitkommen möchte. Wir holten sie ab und fuhren mit einem TroTro ca. 1 Stunde in eine größere Stadt. Dort (nur eine Straße hin) war komplett Stau. Halb Ghana wollte dorthin, es war stockdunkel. In der Ferne sah man schon Lichter. Irgendwann stiegen wir aus und liefen den Rest.

Es gab viel Musik, bunte Farben, Getränke und Essen.. wie auf einem Volksfest durch alle Straßen. Es wurde immer voller trotz später Stunde. Wir tranken ein Glas Palmwein und diverse andere nicht identifizierbare Getränke. Der Palmwein war tatsächlich noch am besten. Überall war hochgerüstete Polizei und Armee. Derrick kannte unglaublich viele Menschen auf der Straße. Unter anderem auch einen der Zivilpolizisten. Sehr netter Typ. Er begleitete uns sogar zur Toilette, da diese hinter einem Innenhof war, um auf uns aufzupassen. Er machte sich Sorgen um "die weißen". Nach ein paar Stunden hatte Natalia keine Lust mehr. Auf dem Rückweg wurde mir im Gedränge noch mein mp3-Player geklaut. Das passte gerade noch zu dem Tag. Ich stand mitten auf der Straße und fing nur noch an zu Lachen. Welch abstruse Situation...

20Sept
2019

Blaulicht damits schneller geht

Hallo ihr Lieben,
Gestern kam von mir keine Nachricht. Pardon, habs einfach vergessen :D
Es war aber auch nicht allzu viel Spannendes. Lediglich morgens eine Verlegung von unserem Krankenhaus in ein größeres nach Koforidua. Hierfür wurde der Klinikeigene Rettungswagen benutzt. Ein alter Mercedes Sprinter, Innenausbau noch verhanden aber alt und dreckig. Absolut ohne Geräte und alle Schubladen leer. Genutzt wird es nur als Liegendtransporter..
Trotzdem fuhr der Fahrer (irgend ein Angestellter) mit Blaulicht, Horn und Vollgas. Selbst auf meinen Hinweis dies sei nicht nötig da kein Notfall..  das hat er nicht verstanden.

Der Rettungswagen:

Das Regional Hospital Koforidua:

Der Eingang zur Notaufnahme:



Heute morgen wieder eine kleine OP. Eine Zyste am linken Ovar. Ging recht fix, Dr. Debrah ist echt geübt in Gyn-OPs.

Nach Feierabend war ich noch kurz auf dem Markt. Mach ich mittlerweile fast täglich um Früchte zu kaufen. Die halten sich hier nicht mehr als 2 Tage.
Heute erbeutet: 2 Kokosnüsse und Bananen.

 

18Sept
2019

Typischer Alltag eines Patienten in Ghana

Normalerweise bin ich kein Frühaufsteher und morgens Sport ist auch absolut nichts für mich. Heute jedoch war ich schon um 4:30 Uhr wach, bin raus um ein bisschen Sport zu treiben. Verrückt..

Danach erst mal ne Kokosnuss getrunken, ne Papaya gegessen und dann ne kalte Dusche. Da kanns einem nur gut gehen :D


Als ich heute meine Runde durch die Klinik machte traf ich einen jungen Deutschen. Er saß im Wartebereich. Hatte sich vor ca 2 Wochen den großen Zeh aufgeschnitten, das wurde von einer Krankenschwester aus seiner Gastfamilie genäht. Vor einigen Tagen ist die Naht aufgegangen. Um die Blutung zu stoppen haben Einheimische irgend ein Kraut in die Wunden gegeben. Hat geholfen. Jetzt ist es jedoch komplett entzündet. Also - Wunde gereinigt und neu genäht. Er hat jetzt meine Nummer und meldet sichfalls es Probleme gibt :)

Ein typischer Alltag eines Patienten in der Klinik:

6:00 - 8:00 Uhr. Vitalzeichenkontrolle, Körperpflege. Jedes 8- Betten Zimmer hat 2 Toiletten, 2 Duschen und ein ... nennen wirs mal großes Waschbecken. Fitte Patienten können duschen oder sich selbst Waschen. Schwächere werden am ehesten durch Angehörige gepflegt. Bisher habe ich keine Krankenschwester gesehn, die einen Patienten wäscht. Auch Waschschüsseln wären mir hier noch nicht begegnet.

8:00 Uhr Frühstück. Meist laufen die Patienten zu einem Straßenstand vor der Klinik. Es gibt keine Krankenhaus- Verpflegung. Kann ein Patient nicht aufstehen müssen sich die Angehörigen kümmern. Ebenso das Essen reichen passiert durch Angehörige. Zum Essen gibt es entweder Weißbrot oder direkt Reis, Nudeln, Bohnen und Hühnchen mit Soße.

9:00 -13:00 Uhr In dieser Zeit (oder auch später) ist die Visite. Zeitgleich werden auch die Akten von bereits visitierten Patienten bearbeitet und Medikamente gegeben / Infusionen angehängt.
Auch Mittagsessen Zeit ist hier. Aber jeder eben wie er Hunger hat. Manchmal achtet das Pflegepersonal darauf ob jemand isst. . Manchmal nicht. Allgemein ist die Pflege hier nicht sehr aufmerksam.

Nach 13/14 Uhr passiert nicht mehr viel.
Außer dass eben alle 4 h Vitalparameter erhoben werden, Abendessen ansteht wie jeder eben will und Medikamente gegeben werden.
Die Medikamente, Infusionen, Nadeln, Infusionsbesteck und eben Tablettenblister bekommen die Patienten stets in einem Karton (irgend einer der gerade rumsteht weil leer) direkt ans Bett. Der verbleibt dort bis Entlassung und die Pflege bedient sich aus diesem Karton für den jeweiligen Patienten.

17Sept
2019

Zwischen Business, Leben und Tod...

Verglichen mit den letzten Tagen bin ich heute sehr früh aufgestanden um auch früh an der Trotro Station zu sein. Dort musste ich dann 40 Minuten warten bis das Trotro voll war. Ergo: umsonst so früh aufgestanden^^
Kurz nach 7 ging die OP los. Im Uterus einer Patientin waren einige Wucherungen zu entfernen. Wieder nur unter Spinalanästhesie.
Die Blutungen während der Entfernung waren heftig. Blutdruck 160 sys und Puls 105 bpm stabil.
Der Anästhesist gab der Patientin ein Medikament, plötzlich wurden die Blutungen heftiger und der Puls ging auf 170 hoch. Ich fragte was das war. Atropin.
Ein wenig unverständlich für mich in dem Moment. Auch der Chirurg hatte viel zu kämpfen - alleine - mit den Blutungen.
Irgendwann hatte die Patientin plötzlich starke Schmerzen. Er gab ihr Ketamin.
Irgendwann fiel mir auf, dass die O2 Sättigung fiel auf 70 (das Pulsoxymeter hatte ich auf Nachfrage der Patientin vor OP angehängt, da sie vorher nur Blutdruck überwacht war. Der Anästhesist hats irgendwie nicht ganz gerafft mit dem O2 Abfall.
Bin dann schnell Richtung Kopfende und sah, dass die Patientin nicht atmet. Ich fragte nach einem Ambu Beutel. Der Anästhesist meinte O2 würde reichen. Trotzdem reichte man mir einen Ambu Bag (ohne O2, PEEP oder Reservoir). Ich startete mit der Beatmung bei überstrecktem Kopf und steckte noch einen Guedel Tubus. Auch da war der Doc sichtlich verwirrt. Die Sättigung stieg wieder. Der Operateur schaute mich an, fragte ob alles gut sei. Ich meinte: jetzt schon. OP ging weiter.
Ein ähnliches Spiel war später nochmal kurz. Währenddessen fragte mich der Anästhesist für was eigentlich die Endotrachealtuben und Larynxtuben seien die ich mitgebracht hatte. Er hatte keine Ahnung wie man sie verwendet.........
Am Ende der OP sprach ich mit Dr. Debrah (Operateur) bezüglich dem Anästhesisten. Er ist eingekauft, bekommt für die OP 100 Cedim das sind ca 18 Euro.
Kein Wunder... wir planen jetzt eine Schulung wo ich die Ärzte in Airwaymanagement unterrichte. Lustig^^
Oder traurig... je nachdem.

(ACHTUNG, NACHFOLGENDE BILDER KÖNNTEN ERSCHRECKEN)

OP ist am Ende gut gelaufen. Aber kurze Zeit hatte ich schiss, dass die Patientin es nicht packt.. sie hatte ca 1,2 L Blut verloren und mehrere Sättigungseinbrüche. Blutdrücke zwischen 90 und 190... naaaja.

 

Vor Beginn kurz nach Eröffnung des Bauches:

Nach Entfernen von 7!!! Wucherungen, hier zu sehen: Die Gebärmutter. Kaum zu erkennen. Aber laut Dr. Debrah könnte die Frau in ca 7 Monaten Schwanger werden:

 


Danach war ich mit Michael, dem einen Arzt, und 2 anderen Mitarbeitern unterwegs in einer anderen Stadt. Unter anderem bei einem Bank Manager und bei dem Chef der ghanäischen Coco Fabrik. Es ging darum, dass das Krankenhaus ein Screening für alle Farmer + dessen Familie machen möchte und dafür Unterstützung sucht. Es waren interessante Gespräche. All about Business..

Jetzt regnet es mal wieder und Derrick und ich planen die nächsten Tage

16Sept
2019

Tagesablauf

Heute Morgen hat mich meine Mutter gefragt wie ein typischer Alltag im Ghana aussieht. Habe mal meinen Tag hier aufgeschrieben wie er unter der Woche so aussieht.

Typischer Tag in Ghana
6:30 Uhr Aufstehn, kalte Dusche, evtl alleine frühstücken (schwarzer Tee, 1-2 Stücke Weißbrot. Wobei ich eher Früchte bevorzuge wenn vorhanden)
7:00 Uhr an die Straße Mile 50 laufen und auf ein Taxi warten, da fährt eins ca alle 10 sek. Jedes 2. Auto hier in Ghana ist ein Taxi. Damit dann in die Stadt und von dort zur Trotro Station laufen
7:30 Uhr Mit dem Trotro nach Kukurantumi ins Krankenhaus
8:00 Uhr im Krankenhaus umziehen und warten bis die Visite beginnt
9:00 - meist 13/14 Uhr Visite
Ab da werden gehen die Ärzte in den Untersuchungsraum und die Pflege erledigt ihre Aufgaben.
17:00 Uhr Feierabend. Mit dem Trotro zurück nach Koforidua und mit dem Taxi zur Mile 50
18/19 Uhr Abendessen
Hier in Ghana ist es nicht üblich, dass die Familie zusammen isst. Man isst, wenn man Hunger hat. Meist esse ich mit Derrick etwas oder sogar alleine.
20 - 22 Uhr meist quatsche ich mit Derrick im Vorgarten unter den Palmen bzw auf der Terrasse noch lange und geh dann ins Bett

Das ist so der übliche Tagesablauf hier :)

 

 

Heute morgen wars natürlich ein klein wenig anders, da der Trotro- Fahrer nicht gerafft hat, dass ich ins Kukurantumi Krankenhaus will. Er fuhr an Kukurantumi vorbei nach Tafo. Ich dachte erst das wäre ein Umweg wegen kaputten Straßen (passiert ab und zu mal..). Aber nein.. also ausgestiegen und mit nem Taxi zurück. Kam natürlich eine halbe Stunde zu spät. Hat keiner gemerkt. Wie gesagt - Pünktlichkeit kennt hier keiner.

Als ich am Freitag Unterricht gemacht hab und meinte "5 Minuten Pause" kamen 90 % ca. 25 min später. Ich mich erst geärgert... Aber nein.. das ist Ghana :D

 

Heute war  dann wieder Screening in der Klinik:

 

Morgen früh gehts um 7 in den OP. Muss um 6:30 den Patienten vorbereiten, Zugänge legen usw.

Also bis dahin. Gute Nacht :)

15Sept
2019

Buti Falls

Wie schon angekündigt gings heute zu den Wasserfällen. Den Buti Falls. Derrick, ein Freund von ihm Mr. Q, Natalia die wir gestern getroffen haben und ich sind dorthin gefahren. Erstmal hatten wir einen ca 60- Minuten Weg zu laufen. Vorbei an Höhlen, riesen Bäumen und wunderschöner Natur sind wir den Berg raufgestiegen über unzählige Felsen. War doch etwas anstrengend und wir alle waren außer Puste. Dafür war die Aussicht echt schön. Auf dem Weg sind wir auch an einem kleinen Dorf im Busch vorbeigekommen. Die Häuserwaren aus Lehm. Echt spannend wie die Leute dort so leben. Kein fließend Wasser, keinen Strom. Dafür aber einen recht guten Brunnen :)


Einen weiteren 60- Minuten Weg später erreichten wir die Wasserfälle. Ca. 50 m stürzt hier das Wasser in die Tiefe. Und das in einer kleinen Schlucht. Allein der Weg darunter war beeindruckend.
Unten blieben wir ca. 1,5 Stunden und haben einfach die Aussicht genossen. Sowas sieht man nicht häufig.



Nachdem wir am Ende alle recht müde waren gings irgendwann wieder zurück nach Hause.
Tolle Eindrücke heute die man mit Worten nur sehr schwer beschreiben kann.
Darum auch hier heute nur ein kurzer Bericht. Aber der Tag war echt sehr schön  :)

14Sept
2019

Abenteuer in New Mangoase

Arbeitswoche 2 ist vorüber und es ist wieder Wochenende. Geplant war heute nach New Mangoase zu fahren. Die Buschklinik in der ich auch noch arbeiten werde. Einige von euch hatten schon Bilder von dort gesehen. Hier wird das meiste Material auch landen.

Bevor wir aufgebrochen sind wollte ich noch Wäsche waschen. Diesmal nicht mit der Rührmaschine sondern per Hand. Da ich denke, dass die Maschine nicht wirklich effektiv ist. War dann doch gut anstrengend.

Danach ging es in Richtung New Mangoase. Als wir an der Straße standen und auf ein Trotro warteten hielt ein Auto an. Der Fahrer wollte uns so mitnehmen. Umsonst. Meinte er hätte von Derrick gehört. Echt sehr nett :)

Den Rest fuhren wir mit einem uralten, klapprigen Taxi. Ab hier waren die Straßen mehr große Buschwege.

Straße vom Dorf New Mangoase zur Klinik:


In der Klinik angekommen empfing uns eine Krankenschwester und zeigte mir alles. Gesamt gibt es 5 Gebäude.
Hauptebäude, Toiletten, Unterkünfte für Pflegekräfte und 1 Ärztin und ein Gebäude für Schwangere/ Gebährende.

Der "Vorgarten" der Klinik. Hier gibt es wohl sehr häufig auch Schlangen.

Der Kreißsaal:

Raum für Schwangere / Mütter mit Babys:


Ich habe dann ungefähr die Hälfte des Materials übergeben  (so viel wie es möglich war zu transportieren). Einiges andere kommt noch nach. Sie wsren ganz verblüfft wo das jetzt alles herkommt. Aber natürlich happy.


Mehr Einzelheiten über die Klinik erfahrt ihr wenn ich dann dort arbeite.

 

Die Schule im Dorf:

Straßen im Dorf:


Für den Rückweg wollten wir ein Taxi nehmen. Leider vergeblich...es gab keins und es sollte auch keines mehr kommen. Also heuerten wir 2 Motorradfahrer an. Es gab extra eine Haltestelle für diese. Derrick und ich jeder auf einem Motorrad, ohne Helm versteht sich - gibt ja keine. Heumlaufen war aber irgendwie keine Alternative :D und ab ging die Post über die. .. "Straßen".  Es war unfassbar lustig und ein cooles Gefühl. Irgendwie ein bisschen Abenteuer.. aber das begann da gerade erst.

Mitten rein ins Unwetter..


Mittendrin fing es nämlich an zu regnen.. aber wie!!! Gewitter, Blitze.. Wir hielten irgendwo an einer Hütte an und rannten zur Terrasse. Der ältere Mann der dort lebte empfing uns freundlich. Kurze Zeit darauf kamen noch Arbeiter aus dem Busch, sodass wir am Ende 12 Leute waren.
Es schüttete so heftig,  dass sich ein Bach neben der Straße bildete.


Ein Kind nahm sich Seife und fing sich an unter dem Regenwasser vom Dach zu waschen. 


Nach 2 Stunden hörte es auf und wir fuhren zurück. Das nächste Dorf für Taxis war gerade mal 2 min entfernt. Klasse :D
Der 15 km Trip mit dem Motorrad kostete 80 ct ^^

Wieder fast zu Hause trafen wir eine Freundin von Derrick. Diese wohnt gerade ein paar Häuser weiter.. Bei ihr war ein Mädel aus Columbia. Ebenfalls Volunteer einer anderen Organisation.

Morgen gehts zu einem Ausflug zu ein paar Wasserfällen. Die beiden haben wir eingeladen, also werden wir morgen zu 4 losziehen. Bin gespannt. .